Was können wir gegen Antiziganismus in Deutschland tun?

46 weeks ago · curated by
Hannah El-Hitami
Hannah El-Hitami
Journalist
Der Kampf gegen Rassismus in Deutschland ist mühselig, oftmals gefährlich und mit vielen Rückschlägen verbunden. Doch in keinem anderen Bereich scheint es so langsam voranzugehen wie bei der Anerkennung und Bekämpfung von Antiziganismus. 37 Jahre dauerte es, bis der deutsche Staat 1982 die Vernichtung der Sinti*zze und Rom*nja im Nationalsozialismus als Völkermord anerkannte – weitere 30 Jahre, bis ein Denkmal daran erinnerte. Und erst seit einem Jahr beschäftigt die Bundesregierung einen Antiziganismusbeauftragten. Gleichzeitig finden es viele Menschen in Deutschland noch immer völlig normal das rassistische Z-Wort zu benutzen. Viele haben ein Klischeebild vor Augen, wenn sie an Sinti*zze und Rom*nja denken, und assoziieren die Gruppe mit Kriminalität. Bestätigt wird dieses Bild immer wieder von der Polizei, die Sinti*zze und Rom*nja in rassistischen Pressemitteilungen stigmatisiert oder durch anlasslose Kontrollen vorverurteilt. In meiner Arbeit beschäftige ich mich regelmäßig mit antirassistischen Kämpfen in Deutschland und der Welt. Vor einigen Jahren begegnete mir das Thema Antiziganismus zum ersten Mal im Rahmen einer Recherche für das Amnesty Journal. Seitdem beobachte ich, wie unhinterfragt Antiziganismus in Deutschland reproduziert wird – selbst in ansonsten rassismussensiblen Kreisen. Die Verfolgung der Sinti*zze und Rom*nja im Dritten Reich wirkt bis heute nach, weil sie nie richtig aufgearbeitet worden ist. Vorurteile abzubauen, solidarisch zu handeln, rassistische Straftaten zu verhindern, dafür trägt die deutsche Gesellschaft eine historische Verantwortung. (Bild Quelle: Mo Photography Berlin / Shutterstock)