Psychotherapie Platzmangel: Ein strukturelles Problem?

43 weeks ago · curated by
Mariya Merkusheva
Mariya Merkusheva
Journalist
Leute, jetzt mal ehrlich: Habt ihr schonmal versucht, Therapie zu finden? Wenn ja, werdet ihr eine ähnliche Erfahrung gemacht haben wie ich: Man wird krank, bemerkt es vielleicht nicht, traut sich danach nicht, es zuzugeben, gibt schließlich nach und entscheidet sich, Hilfe zu holen. Wenn man das ganze internalisierte Stigma überwunden hat, fängt die Reise aber erst an. Plötzlich ruft man Tag und Nacht bei teilweise ominösen oder regelrecht ausweichenden Therapeut:innen an, um ein Erstgespräch zu ergattern, entblößt in 45 Minuten die eigene Seele, nur um dann oft gesagt zu bekommen, dass sie einem gar keinen Platz anbieten können. „Heute habe ich leider kein Foto für dich“ – Therapie Edition. Die Gründe, die sie geben, sind vielfältig: Sie haben keine Kapazitäten, nicht die richtige Fortbildung, eine persönliche Vorbelastung oder können nicht über die gesetzlichen Krankenkassen abrechnen. Bei mir hat die Suche deswegen über ein halbes Jahr, 10 Vorgespräche und 20 Anrufe gedauert. Als es mir besser ging, habe ich mit vielen Menschen gesprochen, die ähnliches berichtet haben. Warum ist das so?