„Housing First“ – statt auf der Straße erfrieren

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Lisa Steiner
Lisa Steiner
Journalist
Immer, wenn ich derzeit einkaufen gehe, muss ich schlucken. Und zwar gleich doppelt: erstmal wegen der hohen Preise (nicht nur was zum Schlucken, sondern schwer verdaulich). Und dann wegen all dem, was daran hängt. Denn die hohe Inflationsrate trifft ärmere Menschen viel stärker als Wohlhabende. Wer eh schon wenig verdient, dem bereitet es größere Probleme, wenn die lebensnotwendigen Dinge plötzlich um 10 oder mehr Prozent teurer sind als bisher. Auch das Risiko für Obdachlosigkeit steigt: Denn nicht nur das Essen, sondern auch das Wohnen ist wegen der Doppelkrise (Corona + Krieg) explosionsartig teurer geworden. Gerade bei richtig kaltem Wetter möchte ich oft am liebsten weinen oder laut schreien, wenn ich sehe, wie selbstverständlich es in Berlin geworden ist, über Obdachlose hinwegzusehen (oder gar über sie drüber zu steigen, wenn sie „im Weg“ liegen). Wer keine Wohnung mehr hat, der rutscht dann meist noch tiefer ab. Nur wenige kommen dauerhaft bei Familie, Freunden oder Bekannten unter. Und in Großstädten wie Berlin gibt es zu wenige Notschlafplätze. Neben der Todesgefahr durch Erfrieren im Winter, ständigem Hunger und der größeren Wahrscheinlichkeit, körperlich und psychisch schlimm krank zu werden, gibt es noch ein Problem. Ein Wohnsitz ist auch für andere Sachen eine Grundvoraussetzung. Vom Bankkonto über Behördenanträge, etwa für Sozialhilfe, bis zur Jobbewerbung: Man braucht eine fixe Adresse. Genau hier setzt nun das Konzept „Housing First“ an. Es bedeutet, dass obdachlosen Menschen als allererstes bedingungslos eine Wohnung zur Verfügung gestellt wird. Dann folgt alles Weitere. Finnland hat damit begonnen. In Deutschland gibt es Pilotprojekte und Österreich hat es gerade zur neuen staatlichen Strategie im Kampf gegen Obdachlosigkeit gemacht. Finde ich gut! Mehr davon! Überall.