Bloody hell! – Periodenarmut

40 weeks ago · curated by
Teresa Kraft
Teresa Kraft
Journalist
Periodenarmut – damit ist nicht etwa Blutarmut beim Menstruieren gemeint, sondern vielmehr die Finanznot, in die frau durch Tampons, Binden, Menstruationstassen und dergleichen Notwendigkeiten gerät. Wie teuer so ein Menstruierendenleben ist, von der Menarche (das ist die Periodenpremiere) bis zur Menopause (wenn der rote Samtvorhang letztmalig fällt), unterscheidet sich natürlich. Rechnet man Schmerztabletten, Wärmflaschen und -pflaster, hier und da mal einen neuen Slip ein, kommt man in den knapp vierzig Jahren, die frau so blutet, auf mehr als 20.000 Euro, ergab eine Umfrage unter britischen Menstruierenden 2015. Die bezog allerdings auch Ausgaben für Schokolade, Chips und Zeitschriften mit ein, da wird es natürlich schnell schwammig. Doch selbst eine minimalistische Rechnung des Spiegels, die nur Tampons und Schmerztabletten berücksichtigt, kommt auf fünf Euro monatlich. Das mag vielen wenig erscheinen, doch leben in Deutschland knapp 18 Prozent der Frauen unterhalb der Armutsgrenze, haben also höchstens 1.145 Euro monatlich zur Verfügung. Wer auch noch wohnungslos ist, dem mangelt es nicht nur am Geld, sondern oft an Privatsphäre, heißem Wasser und Seife, um sicher und würdevoll die Binde zu tauschen. Tampons und Mehrwegprodukte wie etwa Menstruationstassen, die auf Dauer deutlich günstiger sind, kommen deswegen oft nicht in Frage. Wer keine Möglichkeit hat, sich die Hände zu waschen, führt sich aus hygienischen Gründen lieber nichts in die Vagina ein. Menstruationstassen müssen darüber hinaus ausgewaschen und jeden Monat mit kochendem Wasser sterilisiert werden. Für 23 Prozent der Menstruierenden hierzulande sind die Ausgaben für Periodenprodukte eine Belastung, hat eine Umfrage der humanitären Organisation Plan International ergeben. Jede zehnte zögert es deshalb hinaus, den Tampon oder die Binde zu wechseln – und man weiß ja spätestens seit das Toxische Schocksyndrom (TSS) seinen Weg in die öffentliche Diskussion gefunden hat, welche Folgen das haben kann. Und bei all dem sprechen wir über die Situation in einem reichen Land wie Deutschland. Anderswo ist die Lage noch deutlich prekärer. Dieser Insight ist was für Dich, wenn Du - gerade zum ersten Mal von Periodenarmut liest - Lust auf empowernde Geschichten hast - schon immer mal was über menstruierende Männer lesen wolltest.